Freitag, 14. November 2008

Von Felten Welten-Productions* präsentiert

GabeL-Links,
MesseR-Rechts

„Du hast den Gürtel falsch rum an.“ Sagt Stefan. Den Gürtel kann man falsch anziehen? Das wurde mir noch nie gesagt. „Die Frauen tragen den Gürtel rechts herum und Männer links. Die Hosen, die Hemden, alle Knöpfe sind bei Damen- und Herrenkleidern verschieden herum angenäht.“ Ich habe verglichen. Es stimmt.

Es gibt schon so viele Sachen, über die ich mir am frühen Morgen Gedanken mache - welche Schuhe, welche Schuhe, welche Schuhe soll ich heute anziehen? Wie soll ich noch ein weiteres Problem mit einbeziehen, wie ich den Gürtel anziehen muss? Wenn mir das anerzogen worden wäre, würde das heute wahrscheinlich automatisch gehen. Den Gürtel einfädeln und richtig. Aber jetzt... Jetzt gibt es tausend Fragen... Welche Seite ist die rechte? Oder sagte er die Linke? Und von welcher Seite gesehen ist die linke (oder die rechte) Seite gemeint, von mir aus oder aus dem Standpunkt des Betrachters gesehen? Wenn ich den Tisch decke, denke ich „GabeL-Links, MesseR-Rechts.“ und „Man grüsst mit der rechten Hand.“ Ich fühle die Gruss-Hand und lege das Messer auf die rechte Seite des Tellers - vom Standpunkt (Sitzpunkt) des Essers aus gesehen, meine ich. So schlimm ist meine Rechts-Links-Verwirrung. Ich habe dafür andere Stärken! Ich kann mir zum Beispiel ganz viele Zahlen merken. Mein Kopf ist voller Zahlen, Nummern, Geburtsdaten, Telefonnummern... Die Stärken und Schwächen liegen, wie sie liegen - eher schlecht für mich. Somit zurück zum eigentlichen Problem, der Gürtel. Bis jetzt habe ich den Gürtel einmal so getragen, einmal so. Es ist mir auch schon aufgefallen, dass es verschieden ist, zum Beispiel wenn ich dringend auf die Toilette musste, immer zuerst schauen, auf welcher Seite, mit welcher Hand ich die Schnalle lösen muss. Aber diesen Blick habe ich mir gut antrainiert. Die Kombination Blick-Griff geht mittlerweile schnell und ohne gross darüber nachzudenken. Aber jetzt hat Stefan gesagt, Frauen sollen den Gürtel rechts herum tragen, glaube ich. Also wenn man etwas rechts herum tragen kann, dann muss das Etwas ein Vorne und ein Hinten haben, damit man weiss, was rechts herum gehen muss. Denn wenn es kein definiertes Vorne und Hinten gibt, wie bei einer Schnur, kann man entweder mit dem einen Ende rechts herum oder mit dem anderen Ende rechts herum. Es kommt auf das Selbe heraus. Das eine Ende ist zwar dann links, das andere rechts und umgekehrt, aber das spielt keine Rolle, weil beide Enden gleich aussehen und gleich funktionieren, was man von einem Gürtel nicht behaupten kann. Wenn man mit einem Gürtel - von dem mir nicht per Definition klar ist, was vorne und was hinten ist - mit der Loch-Seite vorne rechts herum geht, ist die Lochseite am Ende links und die Schnalle rechts. Macht man es umgekehrt und geht mit der Schnalle voran rechts herum... Man kann gar nicht mit der Gurtschnalle voran in die Ösen einfädeln... Aber wer sagt überhaupt, dass „rechts herum tragen“ heisst, dass ich rechts herum einfädeln muss? Vielleicht muss auch einfach die Gurtschnalle, die wahrscheinlich ausschlaggebend ist für das „Rechts-herum-tragen“, da ein Gürtel an eine Schlange erinnert. Die Schnalle ist markant, wie ein Kopf, das lange Leder- oder Stoffteil ist der Körper, der Schwanz. Der Kopf ist der Vorderteil (Gegenteil von Hinterteil, was hinten ist) des Lebewesens, folglich muss beim Gürtel die Schnalle vorne sein, das Vorne des Gürtels, der Kopf, eben das Ausschlaggebende für das "Rechts-herum-tragen". Wenn ich also mit dem Gürtelschwanz rechts herum einfädle, habe ich am Ende die Gurtschnalle auf der rechten Seite und trage den Gürtel rechts herum! Aber von welchem Standpunkt aus gesehen ist rechte Seite gemeint? Wahrscheinlich von meinem Standpunkt aus, nehme ich an. Will ich aber den Gürtel rechts herum tragen, so wie es richtig ist? Ich bin von Grund auf ein Trotz-Mensch. Ich trotze dem Wind, der Kälte und ich trotze manchmal auch einfach so, ohne Wind und Kälte. Nun muss ich mir wahrscheinlich jeden Tag überlegen (das mache ich sonst auch, aber weniger definitiv), ob ich trotzig sein will oder angepasst - je nach Tag, je nach Laune, je nach Schuh. Schlussendlich ist die Gürtelrichtung dann mitverantwortlich, was ich für eine Laune habe. Ziehe ich den Gürtel links herum an, stelle ich mich auf einen trotzigen Tag ein, und immer wenn ich aufs Klo gehe, wird mir meine trotzige Laune wieder bewusst gemacht, durch den Schnallenkopf der Schlange, die mich von links unten angrinst, wenn ich die Blick-Griff-Kombination ausführe. Wenn ich meine üble Laune vergessen habe, werde ich spätestens beim Blickkontakt mit der trotzigen Schlange daran erinnert, dass ich heute trotzen wollte. Und ich würde wieder trotzen. Die Schlange beisst sich in ihren eigenen Schwanz - nur ist in diesem Fall nicht nur der Gürtel die Schlange, die sich mit der Kopfschnalle in den Lochschwanz beisst, sondern auch ich bin eine... Ich bin in einem Teufelskreis, und wir sind bei der finalen Frage angelangt: Was war zuerst? Die Laune oder die Gürtelrichtung, das Huhn oder das Ei? Alles nur wegen dieser Gürtelrichtungsregel... Und überhaupt weiss ich eigentlich gar nicht mehr, ob Stefan gesagt hat, die Frauen Tragen den Gürtel rechts herum. Vielleicht war es auch links!


*
Von Felten Welten-Productions: Ein Non-Profit (es ist so gekommen) und No-Art-Demand (but much fun and a little narcism) Projekt von Regine von Felten

1 Kommentar:

www.reginevonfelten.ch hat gesagt…

Meine Mutter zieht den Gürtel auch immer irgendwie an. Und meine Schwester und mein Vater (beide im medizinischen Bereich tätig) haben gesagt, man definiere die Seiten vom Patient aus gesehen... D.h. von mir aus gesehen ist links links und rechts rechts...