Sonntag, 22. Februar 2009

Von Felten Welten-Productions* präsentiert

Bragle

Wenn meine Familie von Ferien im Ausland nach Hause kam, fragte meine Grossmutter, was wir uns zu Essen wünschen (siehe auch: Auch eine Reise auf diesem Blog). Ich wollte Rösti - immer. Das wurde zu einer Tradition, und irgendwann wurde die Rösti, ohne zu fragen zubereitet. Am Abend der Rückkehr sassen wir gemeinsam am Esstisch in der geräumigen Küche meiner Grosseltern, mit Blick auf einen aufgehängten, schwarzen Porzellanteller. Der Tellerrand war mit Blumen verziert und in hellgelber Schrift stand in der Mitte geschrieben:

Bärner Röschti
Nimm Späckwürfeli
Säuschmutz
gschwellti gschibleti
Härdöpfel
äs Hämpfeli Salz
alls zämebragle

Meine Grossmutter hatte diesen Teller bei einer Heimberger Töpferei gekauft - zum halben Preis, weil die Punkte über dem zweiten A im Wort zämebragle (zämebrägle) gefehlt haben. Mit Tipex hat sie die Punkte selber gesetzt. Man sah aber den Farbunterschied, und meine Schwester und ich lasen laut im Chor

Bärner Röschti
Nimm Späckwürfeli
Säuschmutz
gschwellti gschibleti
Härdöpfel
äs Hämpfeli Salz
alls zämebragle

mit Gewichtung auf dem letzten Wort. Später konnten wir das Rezept auswendig. Das Zämebrägle blieb aber immer Zämebragle. Wenn ich heute von einer Reise nach Hause komme, mache ich mir immer noch Rösti, auch wenn ich sonst fast nie koche - und Rösti schon gar nicht. Ich spreche das Rezept (immer noch das einzige Menü, das ich, neben Spiegelei und Spaghetti, ohne Kochbuch kochen kann, Anm. d. Red.) halblaut vor mich hin, wenn ich die Zutaten in die Pfanne gebe, und am Ende bragle ich alles zusammen.


* Von Felten Welten-Productions: Ein Non-Profit (es ist so gekommen) und No-Art-Demand (but much fun and a little narcism) Projekt von Regine von Felten

Keine Kommentare: