Dienstag, 5. Mai 2009

Von Felten Welten-Productions* präsentiert

Für alle Brunos

Es gibt Namen, die sind einfach. Sie sind einfach Namen, seit ich im Sandkasten gespielt habe. Man muss sie nicht hinterfragen, weil sie sind: Thomas, Christian, Andrea, Rahel, Stefan, Michael, Karin, Sara. Dann gibt es noch Namen für Erwachsene. Die muss man auch nicht hinterfragen. Das sind Namen für Erwachsene: Peter, Urs, Käthi, Werner, Vreni, und Namen für Alte sind einfach Namen für Alte: Hans, Fritz, Marie, Mina, Gertrud, Max. Manchmal gibt es auch Menschen, die heissen nicht so, wie sie heissen sollten. Sie heissen nicht, wie sie aussehen. Ein runder Kopf, zwei blaue Knopfaugen. Benedikt, stellt er sich vor. Benedikt? Er müsste Christian heissen mit seinen blauen Knopfaugen und dem runden Kopf, Christian. Eine Brille, braune Haare, verschmitzter Gesichtsausdruck. Das ist ein Stefan. Aber Stefan heisst Jürg... Jürg? Ein Jürg ist gross, hat blonde Haare und einen langen Hals, eigentlich... Dann gibt es noch Rolf (siehe auch: Für alle Rölfe, ein Beitrag auf diesem Blog) und es gibt Bruno. Ich habe im Kindergarten den ersten Bruno kennen gelernt. Bruno hatte braunes, krauses Haar, braune Augen - klar, dass das ein Bruno ist (Bruno, ein abgeleiteter Name vom schweizerdeutschen Wort brun für das deutsche Wort braun. In Deutschland würde Bruno Folge dessen Brauno heissen, in Frankreich Brunau, sprich Brüno, und im englischen Sprachraum Browno, sprich Brauno). Später habe ich zwei weitere Brunos (das Plural von Bruno ist im Frz. übrigens sehr einfach: Brunaux, wie Bureau zu Bureaux wird) kennen gelernt. Beide Brunos - oder eben: beide Brunaux - hatten braune Haare, braune Augen. Sonst würden sie ja nicht Bruno heissen, sondern vielleicht Christian oder Reto (Reto, eine Vermischung aus dem deutschen ursrünglichen Namen Roto und dem englischen Namen Redo für rothaarige Menschen. Re + to = Reto). Aber da sie nun einmal braunhaarig sind, die Brunos, heissen sie eben Bruno und nicht Christian oder Reto. Diese Theorie hat funktioniert, bis ich Bruno begegnet bin. Ein Jürg, der Bruno heisst... blondes Haar, blaue Augen. Er heisst nicht Jürg. Er heisst auch nicht Blondo oder Blauo (diese Namen gibt es ja auch nicht...). Er heisst Bruno, und mein ganzes Weltbild war durcheinander - für eine Weile. Bruno, also der blonde Bruno, trug nämlich immer Kleidung in Brauntönen (manchmal auch olive, aber olive passt zu braun, finde ich, passt zu Bruno). Zum Glück, habe ich dann gedacht, zum Glück haben ihn seine Eltern nicht Pinko genannt!


* Von Felten Welten-Productions: Ein Non-Profit (es ist so gekommen) und No-Art-Demand (but much fun and a little narcism) Projekt von Regine von Felten

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