Freitag, 9. April 2010

An die Zeit

Stundenlang habe ich vergessen. Stundenlang habe ich dich vergessen, Zeit.
Ich sass da und schrieb. Das Gedachte floss, und es flog in einer Leichtigkeit, als wären Gedanken Federn direkt in meine Hand, aufs Papier. Und es las sich auch noch schön.
Ich las.
Ich vergas.
Ich vergas und schrieb es, schrieb bevor es verloren war in der Leere des Raums, auf das Papier.
Einige Worte wurden geändert, verformt - gleich im Moment oder später.
Dann las ich es wieder, ganz zufrieden. Es war nun geschrieben, der vergessene Gedanke, bevor er sich verlieren konnte. Ich konnte beruhigt alles löschen aus meinem Kopf. Es war auf Papier - und las sich auch noch ganz schön.
Es war jetzt wirklich. Es schien keine Illusion mehr, als könnte man sie anfassen, die Gedanken.
Da stand es - mit dem Rücken zur Vergangenheit.
Und ich konnte in die Zukunft blicken, voller Hoffnung.
Das macht glücklich.
Gerne hätte ich Dinge verändert, die waren, aber ich hatte den Rücken dem Vergangenen zugewandt und wurde getrieben in das Kommende.
Das macht glücklich.
Und dann kam es - das Glück.
Und ich konnte nicht mehr vergessen. Ich konnte dich nicht vergessen, Zeit.
Und es schrieb sich nicht mehr. Es schrieb sich nicht mehr und las sich nicht mehr gut. Das Gedachte blieb in der Zeit stecken.
Sie flossen nicht mehr. Sie flogen nicht mehr, wie Federn leicht in meine Hand – die Gedanken. Sie wurden zum Jetzt. Sie wurden zu Stein, weil sie glücklich waren im Jetzt und wollten nicht mehr das Vergangene verändern, und es war ihnen auch egal, was kommen würde.
Stillstand.
Alles stand still.
Da waren schöne Sätze. Da waren noch schöne Sätze. Aber sie waren allein. Sie fügten sich nicht mehr ineinander, wollten kein Ganzes mehr formen. Sie wollten nur noch sein.
Aber nur ein Ganzes ist schön.
Nur das Ganze hat glücklich gemacht, hat auf das Glücklich hoffen lassen.
Jetzt ist es da, das Glücklich.
Aber das Glücklich macht unglücklich.
Das Glücklich im Jetzt, lässt das Vergangene in seiner Vergangenheit ruhen und kann nicht mehr hoffen, weil alles schon da ist, was gehofft wurde.
Es bedeutet Stein.
Es bedeutet Stillstand.
Es bedeutet den Moment festgehalten zu haben, wie ein Bild - was ich immer wollte.
Glücklich ist unglücklich ohne die Zeit.
Jetzt kann nur sein, wenn das Vergangene nicht vergessen wird. Dann kann auch noch eine Zukunft kommen.
Und es kann wieder fliessen.
Sie können dann wieder fliessen - die Gedanken, im Jetzt, mit der Zeit.

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